Mittwoch, 27. Mai 2009

"Nie war eine Tanzfläche so einsam, wenngleich so knüppeldick voll"

Irgendeine Subkultur gelangt immer irgendwann in die Massenmedien. Wenn für die Amerikaner in den 90ern Hip-Hop das diskutierte und klischeeumwobene gesellschaftliche Sujet war, war das in Deutschland die Technobewegung und alle mit ihr verbundenen Träume, Vorurteile und von Unwissenheit geprägten Diskussionen. Und was für die Amerikaner Jerry Springer war, war in Deutschland Ulrich Meyer.

Auch wenn sich, wie hier von Jetzt-SickGirl-Damals-Noch-Tresor-Bookerin Alexandra Dröner entscheidend von der Hand gewiesen, dass Techno keine grundpolitische Aussage habe, die deutsche Subkultur in diesem Punkt deutlich von der US-amerikanischen Hip-Hop-Kultur der frühen 90er unterscheidet. Vergleich hin und her: Wer wissen will, auf welcher Ebene Techno 1994 in den Massenmedien auf sogenannte demokratische Weise diskutiert wurde, und, mit welchen Vorurteilen auf der einen, und utopischen Visionen auf der anderen Seite, argumentiert wurde, und wie überhaupt das Privatfernsehen vor Reality-Dauerbeschallung aussah, und wie man für echte Hitze jenseits von der Beleuchtung im Fernsehstudio sorgt, der sollte sich diese zwanzig Minuten Qualitätsfernsehen nicht entgehen lassen. Mit dabei sind Techno-Star der ersten Stunde Westbam, Techno-Fan "Sabine" und Ex-Frontpage-Herausgeber Jürgen Laarmann. Auf der Gegenseite ist besonders auf die Bauchbinden zu achten ("Werte statt Drogen"; Thorsten Dorn: Techno-Gegner). Eins sei gesagt: Die Geschwindigkeit dieser Sendung, der Einspieler mit Vox-Pops von der Straße (Typ im Anzug: "Das ist einfach nur fetzige Musik"), die Illustration der verschiedenen Unterformen von sogenanntem Ecstasy, die Einbindung des Publikums, der Auftritt von Westbam: Meine Damen und Herren, das ist einfach nur fetziges Fernsehen! Nein, kein Einspruch, Film ab.





thx to nicole for digging this up

Dienstag, 31. März 2009

Medienkrise mal anders. Teil 1: Dresden


Foto von Antonia Schulz

Wie schön, dass es noch Optimismus gibt, in einer Zeit, in der gefühlt täglich mindestens eine Magazinredaktion das letzte Coverbild aussuchen darf. Heute in Teil 1 der neuen Rubrik Medienkrise mal anders: das Disy Magazin aus Dresden.

Im Editorial der Frühlingsausgabe schreibt Chefredakteurin Anja K. Fließbach kuschelweich und samtigwarm: "In unserer Branche ist es eigentlich sehr angenehm". Das hören wir gerne. Wer das im Frühjahr 2009 von sich behaupten darf, muss ein harter Hund im Business sein. Oder vollkommen betriebsblind. Oder aber auch von fremden Mächten gesponsort.

Unbedingt "lesenwert", und somit auch kongruent mit dem zuletzt genannten Punkt, ist dann die sogenannte "Reportage" über Putins Staatsbesuch in Dresden. Ebenfalls von der werten Chefredaktion. Ganz nah dran ist man da. Wenn nicht etwas zu nah. "So ein Politiker von Welt hat es nicht leicht." Bestimmt nicht. Besonders in Zeiten der Krise.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Reich-Ranicki und das deutsche Fernsehen



Ich muss zugeben: Ich war nie ein großer Fan vom deutschen Fernsehen. Das kann daran liegen, dass ich lange im europäischen Königsland des TV gelebt habe, wo Fernsehen neben Kino, Radio, Zeitungen, Theater und Kunst eine völlig eigene Kulturform darstellt - mit seiner eigenen Sprache, avantgardistischen Bewegungen und Tiefgang. Dagegen wirkt das deutsche Fernsehen auf mich entweder wie billiges Entertainment, sinnlose verdummende Comedy ohne Tiefgang und einfach platt. Klar, es gibt auch Lichtblicke und deutsche Nachrichtensendungen sind großartig, aber in Sachen Entertainment würde ich vielleicht sogar so weit gehen und mich einigen englischen Kommentatoren anschließen und sagen, die Deutschen seien nicht lustig. Das stimmt natürlich nicht, aber wenn man sich unser Fernsehen anguckt, könnte man zu dem Schluss kommen. Ich glaube auch ich finde einen feuilletonistischen Beitrag von Mariette Slomka im Heute-Journal lustiger als zwei Stunden Comedy bei den Privaten. Vielleicht auch wegen all dieser Dinge führt Marcel Reich-Ranickis "Beinahe-Eklat" beim soeben ausgestrahlten Deutschen Fernsehpreis bei mir zu einem solch zufriedenstellenden Lächeln und erinnert mich an Tocotronics Verweigerung des VIVA-Cometen. Natürlich kann man sagen, Reich-Ranicki sei ein verbohrter Intellektueller, es waren auch gute Auszeichnungen dabei, es gibt auch gute deutsche Fernsehformate, und überhaupt reicht so ein kurzer Blog-Eintrag kaum, um sich völlig in diesem Thema zu verlieren, aber ein Anstoß sollte es schon sein. Und eine Aussage zum Schluss: Der deutsche Fernsehpreis ist eine Farce: Sat1, RTL und die öffentlich-rechtlichen verteilen in jeder Kategorie, die man sich am runden Tisch so ausdenkt, Preise für Dinge, die es nicht verdienen mit Preisen ausgestattet zu werden. DSDS ist die beste Unterhaltungsendung? Reicht es denn nicht, dass RTL mit der Sendung Millionen umsetzt? Ist das nicht Preis genug? Am besten hat für mich Elke Heidenreich den Eklat, nein die wahren Worte eines alten Mannes in einer nicht ganz wahren Zeit zusammengefasst. Sie kommt zu dem Schluss: Das deutsche Fernsehen ist eben nicht Hollywood, sondern Köln-Ossendorf.

Freitag, 3. Oktober 2008

Track of the Day

Eigentlich müsste man ja heute was zum Tag der deutschen Einheit schreiben. Dafür bin ich jetzt aber zu müde und meine Abschlussarbeit muss ich auch noch fertig machen. Deshalb einfach nur ein Stück Musik für die Motivation: Disco House!



(Hat Ji-Hun von der De:Bug gestern oben im Picknick aufgelegt)

Freitag, 12. September 2008

Outfit.

Da ich mich die ganze Woche fast ausschließlich in Leggings, Oversize-Cardigan und Ugg Boots gesehen habe, gibts heute das verspätete Outfitfoto von Montag. Da war ich nämlich noch nicht krank. Heute wieder gesund, partylustig und blogfreudig. Also entschuldigt die Auszeit. I'm back!


Tasche: Urban Outfitters
Sandalen: Les Tropezienne
Blazer: Vero Moda


Mittwoch: Ich bei Con im Wohnzimmer. Inet hat ja bei mir nicht funktioniert.

Donnerstag, 11. September 2008

Please: BACK UP!

Foto via davidrvetter


Ich muss einen Appell starten. Einen Appell, daran, seine Daten zu sichern. Denn ich wünsche niemanden, was mir vor zwei Tagen passiert ist. Mein MacBook hängt sich auf, die Festplatte kratzt herum. Schock. Ich schreibe gerade meine Masterarbeit und hatte bereits 20 Seiten geschrieben.

Nach einer unruhigen Nacht bringe ich sie morgens zum Experten. Um 13:00 Uhr dann der vernichtende Anruf: Wir konnten keine Ihrer Daten retten. NEEEEEEEEIIIIIN! Der absolute Horror. Jetzt muss ich erstmal alles nochmal schreiben. Darüber nachzudenken, was mit all meinen Fotos, meiner Musik und sonstigen digitalen Lebensmomenten passiert ist, dazu fehlt mir einfach die Zeit, und das ist auch wahrscheinlich auch gut so.

Eine professionelle Datensicherung, die keinerlei Garantie versichert, dass was zu retten ist, geht bei meinem Schaden ab 800 Euro los. Digital ist besser? Wenn es denn funktioniert, dann ja.

Sonntag, 7. September 2008

Hollywood Calling? und der beste Sound in der Bar25 ever

Foto via Berlin Calling

Nachdem wir ja den wunderbaren Titeltrack des Films hier schon gepostet haben, durfte ich letzte Woche in einer Pressevorführung Berlin Calling vorzeitig im Kino gucken. Resultat: sehr positiv überrascht. Besonders Paul Kalkbrenner überzeugt in der Rolle des DJ Ickarus, schafft es die Euphorie des Auftretens und des Feierns authentisch rüber zu bringen, aber auch die Momente der Stille, wenn er in der Drogentherapie beinahe durchdreht. Vielmehr als ein Film über das Nachtleben, ist es ein Film über große Themen: Freunschaft, Familie und Liebe. Und das ist auch gut so, rückt die Techno-Szene eher als Treibkraft eines Generationenkonflikt in den Vordergrund. Klar, da wird manchmal auch übertrieben, wenn z.B. in einer Clubszene auf einem Klo Analsex getrieben und auf dem nächsten ein Koksfest gefeiert wird, dafür gelingt es dem Regisseur Hannes Stöhr aber sonst wirklich und für mich in einem solchen Film das erste Mal, die kleinen Momente des Feierns mit viel Liebe zum Detail einzufangen.

Was der Film leider nur ansatzweise schafft, ist das Techno-Family-Ding ein bisschen besser einzufangen. Zwar schlüpfen Sascha Funke und Housemeister in diese Rollen, doch bleiben sie nur Randfiguren, in Wirklichkeit ist DJ Ickarus Beziehung zur Freundin, zur Labelbossin (die schlechteste Rolle und Figur im Film), zum Dealer, zum Vater und zur Therapeutin Dreh- und Wendepunkt jeglicher Gefühlslage des Protagonisten. Das ist aber wahrscheinlich Medium-immanent. Dieser Film hat eben eine narrative Struktur, welche sich über die Beziehungen zu Antagonisten und Mitspielern entwickelt.

Besonders gut gefallen hat natürlich die Musik (massig Bpitch-Platten und man kann auch sagen, dass der Film ein guter Werbefilm für das gleichnamig zum Film erscheinende Album von Kalki ist), die Details (besonders wenn De:Bug und Groove Rezensionen vorgelesen werden) und, wie Ji-Hun Kim von der De:Bug zu berichten wusste, der Sound in der Bar 25. So fett hat es da doch noch nie geklungen, erzählte er. Wahr wahr. Wenn das nur immer so wäre.

Fazit: angucken lohnt sich in jedem Fall. Allein schon wegen Kalkbrenners schauspielerischem Talent. Nach Berlin Calling also bald Hollywood Calling?